Allgemeine Informationen

Auf der Suche nach naturbelassenen Trails in den schottischen Highlands

Ein offenes Wort vorab, was mountainbiketaugliche Strecken in den Highlands betrifft:

Es gibt in der einsamen Weite und monumentalen Landschaft der Highlands leider nicht so viele Trails, wie man es sich als Mountainbiker wünschen würde. Zum einen ist kein so dichtes Wegenetz vorhanden, zum anderen sind die Pfade in den besonders eindrucksvollen Gebieten wie z.B. im Glen Coe Tal nur sehr bedingt tauglich fürs Mountainbiken.

Offizielle Angebote für Mountainbiker gibt es zunächst einmal hier:

– die Strecken an der Nevis Range (Witch´s Trails) sowie weitere Nevis Range Trails mit Start jeweils unten von der Talstation der Gondelbahn aus, die aber zum Teil einen eher gebauten Charakter haben und leider auch nicht sehr lang sind (max. 10 km Länge)

Trail map Nevis Range

– zwei weitere Strecken von der Bergstation der Gondelbahn, eine DH-Strecke (das ist dann allerdings auch gleich die World-Cup-Strecke) und ein teils über hölzerne Boardwalks, teils über eine Granitader führender MTB-Trail, der auch mit dem Enduro Spass macht (siehe auch Trail map Nevis Range)

Nevis Range

– sehr zu empfehlen für Downhiller bzw. Freerider sind auch die beiden offiziellen Strecken am Glencoe Mountain Resort: hier ist meist etwas weniger Betrieb als an der Nevis Range und der Aufstieg via Sessellift hoch über einen Wasserfall ist schon an sich ein Erlebnis 🙂 mit dem Enduro kann man sich an die rote DH-Line durchaus wagen, aber es geht auch hier schon ziemlich rauh und sehr steinig zu und ich würde in jedem Fall Schutzausrüstung und  Fullface empfehlen

Trail map Glencoe Montain

Naturbelassene Trails

Wer hingegen gerne naturbelassene Trails fährt, wird gut recherchieren müssen und nicht die Art von Trail und Infrastruktur vorfinden, die man z.B. aus dem Alpenraum gewöhnt ist.

Das klassische Wegenetz in den schottischen Highlands besteht aus Fernwanderwegen wie dem bekannten Westhighlandway (WHW) , hinzu kommen an einigen Stellen kleine lokale Wandergebiete, die meist aber nur einen sehr begrenzten und leicht zugänglichen Teil der Landschaft erschließen.

Man darf als Mountainbiker in Schottland generell auch Wanderwege befahren, wenn es nicht ausdrücklich verboten ist, aber man sollte wirklich dabei beachten, daß gerade die Fernwanderwege wie der WHW und beliebte Routen zu Aussichtspunkten oder besonderen Landmarken bzw. Felsformationen primär reine Wanderrouten sind, die man sich zumal an schönen Tagen entsprechend stark frequentiert vorstellen muß.

Einige dieser Wanderrouten sind zwar für das Mountainbiken durchaus geeignet, aber  generell eher technisch zu fahren und daher nur sehr bedingt etwas für Anfänger. Die Bereitschaft, sein Bike ab und zu tragenderweise zu befördern, sollte gerade auf den Fernwanderwegen auch gegeben sein. Entscheidend für den eigenen Fahrspaß auf solchen Strecken ist die ehrliche Einschätzung des eigenen Fahrkönnens sowie die richtige Fahrtrichtung. Für den WHW gilt, daß man ihn möglichst von Fort William aus befahren sollte, damit einem die Wanderer entgegenkommen und einen rechtzeitig sehen, ansonsten sollte man bereits sehr früh oder sehr spät unterwegs sein, denn es macht ganz sicher keinen Spaß, alle paar Meter „Excuse me!“ zu rufen oder ständig die Klingel zu betätigen, damit vor einem laufende Wanderer zur Seite gehen und einem Platz machen.

Die anderen Fernwanderwege sind nicht ganz so stark frequentiert wie der WHW, aber auch hier gilt, dass man sich überlegen sollte, in welcher Richtung und zu welcher Zeit man am besten unterwegs ist. Eine komplette Ausrüstung für den Notfall sollte man auf den Fernwanderwegen grundsätzlich immer dabei haben, da die Strecken teils ziemlich „rough“ sind, sehr steinig und felsdurchsetzt, und durch teils menschenleere Gebiete führen. Auf andere Biker kann man auch nicht zählen und ein entgegenkommender Wanderer wird wohl kaum einen Ersatzschlauch dabei haben… 😉

Man sollte sich also in jedem Fall selbst zu helfen wissen.

Hier ein paar einzelne Tipps, was Wanderpfade und ihre Schwierigkeitseinstufung in der Region um Fort William betrifft:

Trails/Wanderwege – einfach (S1):

– Wege auf dem Cow Hill bei Fort William (tolle Aussicht zum Ben Nevis)
besonders schön zu fahren: Downtime DH (Abzweigung vom Peat Track), sehr flowig, pumptrackartig

Trails/Wanderwege – mittelschwer (S2):

– Westhighlandway (WHW) : technisch, einige flowige Passagen, stark von Wanderern frequentiert ab Mai bis in den Herbst

Trails/Wanderwege – schwer (ab S3):

– Trails bei Kinlochleven (z.B. Grey Mares Trail), extrem technisch, nur etwas für erfahrene Enduristen (loses Geröll, extreme Geländestufen, steil etc.)

Was kommt nach den offiziellen Trails und den Wanderwegen? 😉

Richtig, die inoffiziellen Trails und MTB-Strecken. Ich verrate hier keine hidden spots, aber es gibt ein paar Trails für Enduristen, die sich wirklich lohnen und unter lokalen Mountainbikern auch bekannt sind.

Trails am Loch Lochan bei Glencoe (am besten den kleinen Wanderparkplatz ansteuern und von dort aus losfahren):

Ein wirklicher Geheimtipp fürs Enduro sind die Trails um den Loch Lochan oberhalb der Gemeinde von Glencoe. Das Gebiet ist zwar nicht sehr groß, aber um den See verstecken sich eine Menge sehr schön angelegter Endurotrails, alle auf S2-Niveau mit einigen S3-Stellen darin. Eigentlich kein offizieller Spot, trotzdem so etwas wie ein Trailpark.
Die Einstiegsstellen findet man recht schnell selbst, wenn man darauf achtet und die erste Runde um den See macht, und wenn man dann tiefer im Wald auf beschriftete Steine mit den Trailnamen stößt, weiß man, dass man hier richtig ist. 🙂

Der Spot hat leider nur zwei Nachteile: erstens ist der Platz ab Juni extrem mückenverseucht und zweitens sind die Trails bei Regen sehr rutschig aufgrund der ganzen Wurzeln. Trotzdem ist es der beste Platz fürs Endurieren, den ich in den Highlands bisher gefunden habe und die Strecken sind reine MTB-Strecken, auf denen einem in der Regel keine Wanderer entgegenkommen.

Trails im Glen Nevis:

Von den Wegen am Cow Hill und dem breiten Teil des Westhighlandways führen einige interessante aber unglaublich technische Trails hinunter ins Tal am Nevismassiv, Glen Nevis genannt.

Diese Strecken erfordern ein extrem sicheres Fahrkönnen, denn hier kommt häufig alles zusammen: extreme Steilheit, sehr enge, unübersichtliche und ausgesetzte Trails, loser Boden, Matsch, enge, verwinkelte Kurven und heftigste Geländestufen. Einige dieser Trails sind vom Einstieg bis zum Ende durchgehend mindestens S3 oder schwerer.
Wer auf einem solchen Trail Flow entwickeln kann, ist fahrtechnisch in jedem Fall ein Könner und wird auf diesen Pisten wirklich Spaß haben. Für normale, geübte Fahrer stellt ein solcher Pfad eher eine Durchschlageübung dar 🙂 allerdings kann ja auch das eine erhebende Wirkung haben. Fahrer mit wenig technischer Erfahrung sollten diese Strecken unbedingt meiden, es herrscht Absturzgefahr an einigen Stellen und selbst das Bike zu schieben ist schon abenteuerlich genug.

Trails an der Nevis Range:

Wenn man sich  die rote Worldchamps XC Strecke hinaufgequält hat und gerade im ersten oberen flacheren Wegstück angekommen ist, sollte man ein Augen haben für Strecken, die rechts von diesem Weg abgehen. Es gibt mehrere, durch die Einstiegsspuren gut erkennbar dennoch recht schmal, die zu Trails führen, die einen zurück ins Tal bringen. Es sind keine offiziellen Strecken, sondern durch einfaches Fahren der Lines entstandene Trails – sehr naturbelassen, oft super schön oberhalb von Wasserfällen entlangführend, mit teils flachen, teils steilen Partien und allesamt technisch.

Manche dieser Trails sind extrem ruppig und man fühlt sich auf seinem Bike mehr wie beim Rodeo 😀 manche sind nach Regenfällen so versumpft, daß man fast bis zur Nabe im Morast steckenbleibt, wenn man nicht aufpasst. Also, schnell & flowig ist auch hier nicht zu erwarten, aber Spass machen diese Strecken dennoch.

Hier herrscht allerdings im Sommer auch wieder Mückenalarm aufgrund der vielen Gewässer. Man sollte sich also vorher gut präparieren, damit man am Ende nicht zuviele Stiche davonträgt…. 😉 und wenn ihr stehen bleibt, um die Aussicht zu genießen, überlegt euch vorher, an welcher Stelle ihr das besser vermeiden solltet.

Fazit: auch wieder nichts für Anfänger, mit der richtigen Einstellung kann man hier aber richtig Spass haben und bekommt am Ende die MTB-Tapferkeitsmedaille…

Ride on,

Eure Ruhrblick!

 

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